Wohnungs- und Obdachlose befinden sich häufig in schwierigen Lebenssituationen, aus denen sie nur schwer herausfinden. Umso schlimmer ist, dass sie Anfeindungen, Hass und Gewalt erleben müssen.
Vorurteile, die von vielen Menschen geteilt werden, fühlen sich selbstverständlich an. Doch die Feindschaft gegen Obdachlose ist keine “natürliche” Reaktion. Sie basiert auf Vorurteilen. Die Feindschaft beginnt, wenn Nicht-Obdachlose Obdachlosen das Recht absprechen, selbst zu bestimmen, wo sie sich aufhalten: In einer Befragung gibt ein Drittel der Menschen in Deutschland an, Obdachlose sollten aus den Innenstädten entfernt werden, damit man sie nicht sehen muss. Aber auch offene Anfeindungen und Gewalt erleben Obdachlose.
Wohnungslose verfügen über keinen eigenen Wohnraum, können aber in Heimen oder sonstigen Unterkünften untergebracht sein. Manchmal verheimlichen Wohnungslose ihre Situation aus Angst vor negativen Reaktionen. »Wohnungslos« ist der allgemeinere Begriff; »obdachlos« sind Menschen, die sich im Freien aufhalten und auch dort übernachten. Wohnungs- und Obdachlosigkeit sind oft durch Armut (Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft), Krankheit oder eine schwere Lebenskrise bedingt. Die Menschen brauchen also Hilfe und Unterstützung.
Das Leben zwischen Parkbank, Gehsteig, Fußgängertunnel und Supermarkt-Parkplatz ist keines, das Menschen wählen, wenn sie Alternativen sehen. Trotzdem gibt es viele Menschen, die Wohnungs- bzw. Obdachlosen mit Misstrauen oder Respektlosigkeit begegnen und sie als minderwertig behandeln. Diese Abwertung wird oft mit Nützlichkeitsdenken erklärt: Sie täten nichts für die Gesellschaft, wären also nicht nützlich und deshalb weniger wert. Das ist eine Abwertung, die in ihrem Wesen menschenfeindlich ist und die genutzt wird, um sich selbst im Gegenzug aufzuwerten – ja, sich sogar das Recht zuzuschreiben, einen anderen Menschen zu quälen oder zu töten. Die Menschenrechte und das Grundgesetz sehen das allerdings anders. Die feindselige Haltung vieler Menschen macht es Obdachlosen noch schwieriger ihrer Situation zu begegnen.
Wenn Menschen aufgrund eines gemeinsamen Merkmals in Gruppen eingeteilt und diese abgewertet und ausgegrenzt werden, spricht man von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF). Wir erklären, welche Formen es gibt – und welche Folgen GMF für Betroffene hat.
Gewalt gegen Obdachlose
Hinzu kommt, dass Obdachlose häufig Opfer von Gewalt werden – unter anderem, weil die Täter:innen der Meinung sind, die Opfer hätten das “verdient”. Sie schlagen, quälen und töten Obdachlose, weil sie sie als wertlos für ihre undemokratische Vorstellung einer “Volksgemeinschaft” ansehen.
Das Ausmaß der Gewalt gegen Obdachlose ist vielen nicht klar – auch, weil nicht alle Gewalttaten bei der Polizei angezeigt werden und die Medien oft nur über besonders brutale Taten berichten. Die Motivation der Täter:innen bleibt dabei meist im Dunkeln.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. zählt seit 1990 über 200 Todesopfer und hunderte Körperverletzungen an Obdachlosen durch Angriffe von Nicht-Wohnungslosen. Unter den Todesopfern rechtsextremer Gewalt, die die Amadeu Antonio Stiftung seit 1990 dokumentiert, sind viele Obdach- und Wohnungslose.
Es gibt eine große Diskrepanz zwischen der Zählung von Todesopfern rechter Gewalt von staatlichen Behörden und der von unabhängigen Organisationen sowie Journalistinnen und Journalisten.
Gewalt und Mord an Obdachlosen in der Geschichte
Solche Ideen führten im Nationalsozialismus dazu, dass rund 10.000 Obdach- und Wohnungslose im Namen der “Rassenhygiene” als sogenannte “Arbeitsscheue”
und “Asoziale” zwangssterilisiert, in Konzentrationslager eingewiesen und ermordet
wurden.
In der DDR stand “Asozialität«” im Strafgesetzbuch, war also strafbar mit der unbegründeten Annahme, dass, wer wohnungslos sei, auch kriminell werde und eine “permanente Entwendung von Volksvermögen” vollziehe. Eine Kriminalisierung von Obdachlosigkeit gab es ebenfalls in der Bundesrepublik. Bis 1967 konnten Menschen inhaftiert werden, nur weil sie obdachlos waren – die Begründung lautete zynischerweise: Selbstschutz. Heute ist das nicht mehr möglich.
Der Hass auf Juden und die Ablehnung des Jüdischen drückt sich in Form von Schändungen von jüdischen Friedhöfen, judenfeindlichen Schmierereien, der Leugnung des Holocausts, (Brand-)anschlägen auf Synagogen sowie Beleidigungen und Gewalt gegenüber Jüdinnen:Juden aus.
Rom*nja und Sinti*zze sind die größte und eine der ältesten Minderheiten Europas. Über Jahrhunderte und über Nationalstaaten hinweg, sind sie von Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt betroffen.
Der Islam mit all seinen Facetten wird oftmals vereinfacht und vereinheitlicht, indem “der” Islam als “gefährlich” oder zumindest “fremd” und als Bedrohung dargestellt wird. Für Betroffene bedeutet das neben rassistischer Anfeindung und Angriffen auch Diskriminierung und Ungleichbehandlung.
Wohnungs- und Obdachlose befinden sich häufig in schwierigen Lebenssituationen, aus denen sie nur schwer herausfinden. Umso schlimmer ist, dass sie Anfeindungen, Hass und Gewalt erleben müssen.
Sexismus schreibt Männern und Frauen vor, wie sie leben sollen, was sie können müssen, wie sie fühlen sollen und wen sie lieben dürfen. Frauenhass und sexualisierte Gewalt ist alltäglich und sexistische Klischees grenzen die Entfaltungsmöglichkeiten und Lebensentwürfe von allen ein.
Menschen, die nicht den gesellschaftlichen Erwartungen an ihr zugeschriebenes Geschlecht erfüllen möchten oder können, ihr Geschlecht außerhalb der Norm definieren, oder anders lieben, müssen sich noch immer verstecken, werden angefeindet oder erleben Gewalt.
Menschen, die aufgrund ihrer äußeren Erscheinung nicht ins gesellschaftliche Ideal passen, müssen bereits früh mit Ausgrenzung und Herabwürdigung leben. Wenn die Argumente ausgehen, wird der Körper kommentiert und bewertet. Mit schlimmen Folgen für die Betroffenen.
Menschen mit unterschiedlichen körperlichen oder geistigen Befähigungen werden oft so behandelt, als würde mit ihnen etwas nicht stimmen. Sie werden aufgrund ihrer körperlichen und psychischen Merkmale und Beeinträchtigungen diskriminiert, entmündigt, angefeindet oder angegriffen.
Niemand kann entscheiden, in welches soziale Umfeld er oder sie hineingeboren wird. Dabei bestimmt unser Wohlstand viele der Chancen und Möglichkeiten in der Gesellschaft. Arme Menschen werden stigmatisiert, ausgegrenzt und von gesellschaftlichen Ressourcen ausgeschlossen.
Geflüchtete Menschen sind besonders verwundbar und haben oft traumatisierende Erfahrungen in ihren Herkunftsländern und auf der Flucht gemacht. Umso verheerender ist es, dass ihnen in Deutschland häufig rassistischer Hass und Gewalt entgegenschlägt.
Während der Corona-Pandemie kommt es weltweit zu Beschimpfungen, zu Ausgrenzung und körperlichen Angriffen auf Menschen, die als asiatisch wahrgenommen wurden.
Auch alte und junge Menschen können von Diskriminierung betroffen sein. Auf Basis von diskriminierenden Annahmen über das Alter werden Menschen ausgegrenzt und ihnen wird die Mündigkeit zur Teilhabe an der Gesellschaft abgesprochen.
Es gibt keine wissenschaftliche Begründung für die Einteilung der Menschen in Rassen. Dennoch fußen rechtsextreme und rassistische Weltbilder auf der Vorstellung, die eigene “weiße Rasse“ oder das “weiße Volk” sei anderen überlegen.
Mitmachen stärkt Demokratie
Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!
Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.