Sexismus: Abwertung aufgrund von Geschlecht – Was ist das?
Sexismus: Abwertung aufgrund von Geschlecht - Was ist das?
Sexistische Strukturen benachteiligen systematisch Frauen. Frauenhass und sexualisierte Gewalt ist alltäglich und sexistische Klischees grenzen jedoch die Entfaltungsmöglichkeiten und Lebensentwürfe von allen ein.
Sexismus schreibt Männern und Frauen vor, wie sie leben sollen, was sie können müssen, wie sie fühlen sollen und wen sie lieben dürfen. Er ist Teil einer Logik, die einerseits in zwei sich ausschließende Geschlechter einteilt, obwohl es viel mehr Identitäten und Lebensweisen gibt, und andererseits diese zwei Geschlechter unterschiedlich bewertet.
Wie funktioniert Sexismus und Abwertung aufgrund von Geschlecht?
Ein Versuch eines Forscherteams zeigt es eindrücklich: Sie erzählten 400 Kindern eine Geschichte, in der es um eine »wirklich, wirklich schlaue« Person geht. Anschließend sollten die Kinder raten, ob die Person ein Mann oder eine Frau ist. Das Experiment ist zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen: Im Alter bis fünf Jahren favorisierten die Kinder ihr eigenes Geschlecht. Mädchen glaubten also, dass die schlaue Person in der Geschichte eine Frau ist, und Jungen bevorzugten einen Mann. Ab sechs Jahren jedoch hielten Mädchen oft Männer für schlauer. Sie schätzten andere Mädchen und Frauen seltener als brillant, stark und schlau ein. Jungen hingegen trauten sich und anderen Jungen mehr zu.
Klischees über “richtige” Männer/Jungen oder “richtige” Frauen/Mädchen kennen alle, und sie betreffen alle. Populäre männliche YouTuber vloggen zu Games, Wissenschaft, Politik und spielen Streiche. Weibliche YouTuberinnen treten hingegen oft als Beauty-Vloggerinnen auf: harmlos, schön und ohne Skandale. Im Fernsehen werden bei “Germany‘s next Topmodel” lange Beine, schöne Haare, flache Bäuche als einzig mögliche Schönheitsideale für Mädchen verkauft, während Jungen als Krieger ganze Star Wars-Galaxien erobern (müssen). Wir lernen schon früh, welche Fähigkeiten, Interessen oder Eigenschaften sich für Mädchen oder Jungen angeblich “gehören”. Aber was ist, wenn die zugewiesene Rolle nicht passt? Warum werden Jungen verspottet, die aus Enttäuschung beim Fußballspiel weinen, und Mädchen zurechtgewiesen, wenn sie laut lachen? Warum ist es ungewohnt, wenn sich ein Mann lieber um seine Kinder als um die Karriere kümmert oder eine Frau Physikerin ist? Sexismus zwängt jeden und jede in ein Korsett.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Wenn Menschen aufgrund eines gemeinsamen Merkmals in Gruppen eingeteilt und diese abgewertet und ausgegrenzt werden, spricht man von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF). Wir erklären, welche Formen es gibt – und welche Folgen GMF für Betroffene hat.
Sexistische gesellschaftliche Strukturen
Sexistische Zuschreibungen sind vor allem für Frauen oder alle, die als »typisch weiblich« gilt, ein Nachteil: In Deutschland verdienen Frauen im Schnitt ca. 20 Prozent weniger als Männer für die gleiche Arbeit. Frauen leisten zwei Drittel der ehrenamtlichen Arbeit, übernehmen den Großteil an unbezahlter Versorgung von Kindern und die Pflege von älteren oder kranken Menschen. Oft werden Führungsqualitäten nur Männern zugetraut und hohe Posten entsprechend besetzt. In sozialen Berufen, die meist schlechter bezahlt sind, gibt es wiederum kaum Männer. Schuld daran sind nicht die vermeintlichen oder tatsächlichen Eigenschaften von Frauen und Männern, sondern sexistische Einstellungen und unhinterfragte sexistische Strukturen.
Frauenhass und sexualisierte Gewalt
Sexismus und Frauenhass führt schlimmstenfalls zu körperlicher Gewalt, wenn etwa Männer denken, sie seien “überlegen” und dürften sich deshalb sogar gegen den Willen der Frau durchsetzen. Frauenhass äußerst sich leider auch in Femiziden, also der Ermordung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Diese passieren insbesondere in Partnerschaften immer noch viel zu oft. Sexismus ist auch der Versuch, einer Frau, ihrem Kleidungsstil oder Verhalten die Schuld zu geben, wenn sie sexuelle Gewalt erlebt.
Sexismus verbindet sich mit Rassismus, wenn behauptet wird, dass sexuelle Gewalt vor allem von Menschen mit Migrationsbiografie ausginge und von außen in “unsere” Gesellschaft gebracht würde. Wer so argumentiert, schützt keine Frauen, sondern verfälscht das Problem und spricht rassistisch. Wer meint, dass Frauen mit religiöser Kopfbedeckung nicht gleichberechtigt sein könnten, verknüpft die Abwertung von Frauen mit antimuslimischem Rassismus.
Was ist Antifeminismus?
Antifeminismus gibt es, seit es Feminismus gibt – in Europa also seit mehr als 200 Jahren. Seitdem ist viel geschehen in Sachen Gleichberechtigung. Aber der Kampf um die Gleichstellung der Frau ging schon immer auch mit Gegendiskursen und -bewegungen einher […]
Femizide: Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind.
Als Femizide werden misogyne Morde an Frauen bezeichnet, die von Männern begangen werden. Die Täter sind oft Personen aus dem engsten Umfeld: Ex-Partner oder Verwandte.
Das Tatmotiv baut auf misogynen, sozialen Konstrukten auf, nicht auf vermeintlich nachvollziehbaren Gefühlen. Den Motiven liegen Machtstrukturen zugrunde: Oft ist die Tat mit der (männlichen) Angst begründet, Macht und Einfluss zu verlieren.
„Ehrenmorde“: Begriffliche Verharmlosung & mediale Verzerrung
Das Narrativ der "Ehrenmorde" verschiebt den Fokus auf die rassifizierten "Anderen". Femizide haben keine Nationalität. Sie haben auch keinen bestimmten sozialen Background. Motive aus der Gefühls- und Familienwelt (“Ehrenmorde”, “Beziehungsdrama”) bagatellisieren die Tötung und verschleiern das eigentliche Problem. So können Ursachen nicht bekämpft werden.
“Verletzte Ehre” kann Tatmotiv sein. Es ist jedoch Teil eines größeren, strukturellen Problems: Hass auf Frauen, toxische Männlichkeit usw. Die Gesamtzahl aller Femizide ist dabei wesentlich höher, als die Taten, die unter dem Label “Ehrenmorde” Schlagzeilen machen.
Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit
Rassismus – Was ist das?
Rassismus ist eine Ideologie, die Menschen aufgrund ihres Äußeren, ihres Namens, ihrer (vermeintlichen) Kultur, Herkunft oder Religion abwertet.
Antisemitismus – Was ist das?
Der Hass auf Juden und die Ablehnung des Jüdischen drückt sich in Form von Schändungen von jüdischen Friedhöfen, judenfeindlichen Schmierereien, der Leugnung des Holocausts, (Brand-)anschlägen auf Synagogen sowie Beleidigungen und Gewalt gegenüber Jüdinnen:Juden aus.
Antiziganismus: Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja – Was ist das?
Rom*nja und Sinti*zze sind die größte und eine der ältesten Minderheiten Europas. Über Jahrhunderte und über Nationalstaaten hinweg, sind sie von Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt betroffen.
Antimuslimischer Rassismus – Was ist das?
Der Islam mit all seinen Facetten wird oftmals vereinfacht und vereinheitlicht, indem “der” Islam als “gefährlich” oder zumindest “fremd” und als Bedrohung dargestellt wird. Für Betroffene bedeutet das neben rassistischer Anfeindung und Angriffen auch Diskriminierung und Ungleichbehandlung.
Feindschaft gegen Obdachlose – Was ist das?
Wohnungs- und Obdachlose befinden sich häufig in schwierigen Lebenssituationen, aus denen sie nur schwer herausfinden. Umso schlimmer ist, dass sie Anfeindungen, Hass und Gewalt erleben müssen.
Sexismus: Abwertung aufgrund von Geschlecht – Was ist das?
Sexismus schreibt Männern und Frauen vor, wie sie leben sollen, was sie können müssen, wie sie fühlen sollen und wen sie lieben dürfen. Frauenhass und sexualisierte Gewalt ist alltäglich und sexistische Klischees grenzen die Entfaltungsmöglichkeiten und Lebensentwürfe von allen ein.
Homo- und Trans*feindlichkeit – Was ist das?
Menschen, die nicht den gesellschaftlichen Erwartungen an ihr zugeschriebenes Geschlecht erfüllen möchten oder können, ihr Geschlecht außerhalb der Norm definieren, oder anders lieben, müssen sich noch immer verstecken, werden angefeindet oder erleben Gewalt.
Lookismus: Diskriminierung aufgrund von Aussehen – Was ist das?
Menschen, die aufgrund ihrer äußeren Erscheinung nicht ins gesellschaftliche Ideal passen, müssen bereits früh mit Ausgrenzung und Herabwürdigung leben. Wenn die Argumente ausgehen, wird der Körper kommentiert und bewertet. Mit schlimmen Folgen für die Betroffenen.
Ableismus: Abwertung von Menschen mit Behinderung – Was ist das?
Menschen mit unterschiedlichen körperlichen oder geistigen Befähigungen werden oft so behandelt, als würde mit ihnen etwas nicht stimmen. Sie werden aufgrund ihrer körperlichen und psychischen Merkmale und Beeinträchtigungen diskriminiert, entmündigt, angefeindet oder angegriffen.
Klassismus: Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft – Was ist das?
Niemand kann entscheiden, in welches soziale Umfeld er oder sie hineingeboren wird. Dabei bestimmt unser Wohlstand viele der Chancen und Möglichkeiten in der Gesellschaft. Arme Menschen werden stigmatisiert, ausgegrenzt und von gesellschaftlichen Ressourcen ausgeschlossen.
Feindschaft gegen Geflüchtete – Was ist das?
Geflüchtete Menschen sind besonders verwundbar und haben oft traumatisierende Erfahrungen in ihren Herkunftsländern und auf der Flucht gemacht. Umso verheerender ist es, dass ihnen in Deutschland häufig rassistischer Hass und Gewalt entgegenschlägt.
Anti-Asiatischer Rassismus – Was ist das?
Während der Corona-Pandemie kommt es weltweit zu Beschimpfungen, zu Ausgrenzung und körperlichen Angriffen auf Menschen, die als asiatisch wahrgenommen wurden.
Altersdiskriminierung – Was ist das?
Auch alte und junge Menschen können von Diskriminierung betroffen sein. Auf Basis von diskriminierenden Annahmen über das Alter werden Menschen ausgegrenzt und ihnen wird die Mündigkeit zur Teilhabe an der Gesellschaft abgesprochen.
Anti-Schwarzer Rassismus – Was ist das?
Es gibt keine wissenschaftliche Begründung für die Einteilung der Menschen in Rassen. Dennoch fußen rechtsextreme und rassistische Weltbilder auf der Vorstellung, die eigene “weiße Rasse“ oder das “weiße Volk” sei anderen überlegen.