Rassismus – Was ist das?
Rassismus ist eine Ideologie, die Menschen aufgrund ihres Äußeren, ihres Namens, ihrer (vermeintlichen) Kultur, Herkunft oder Religion abwertet.
Der gewaltsame Tod von George Floyd in den USA hat auch in Deutschland zu einer verstärkten Debatte um Rassismus, Polizeigewalt und strukturelle Ungleichheit geführt. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die tödlichen Folgen von Rassismus und reiht sich ein in eine Vielzahl von Fällen rassistischer Polizeigewalt gegenüber Schwarzen Menschen. Die Ermordung von George Floyd, Amade Antonio, Oury Jalloh, George Floyd, Breonna Taylor, Alberto Adriano und vielen anderen BPoC (Black and People of Color) ist nur die äußerste Spitze rassistischer Gewalt und einer langen Tradition von Anti-Schwarzem Rassismus. Aber was ist Anti-Schwarzer Rassismus überhaupt und woher kommt er?
Rassismus ist eine Ideologie, die Menschen aufgrund ihres Äußeren, ihres Namens, ihrer (vermeintlichen) Kultur, Herkunft oder Religion abwertet.
Rassistische Kontinuiäten
Große Teile des nationalistischen Weltbildes der rechtsextremen Alt-Right-Bewegung in den USA und der so genannten “Neuen Rechten” in Deutschland fußen auf der Vorstellung, die eigene “weiße Rasse“ oder das “weiße Volk” sei anderen überlegen. Besonders an der Überlegenheit der eigenen Intelligenz besteht in diesen Kreisen kein Zweifel. Vertreter*innen dieser zutiefst rassistischen Behauptung argumentieren gerne mit kruden wissenschaftlichen Thesen zu Intelligenz und Abstammung. Sie nennen es „Race Realism“.
Nach heutiger Erkenntnis gibt es keine wissenschaftliche Begründung für die Einteilung der Menschen in Rassen. Und doch existieren „Menschenrassen“ – nicht als biologische Fakten, sondern als Denkstrukturen in vielen Köpfen. Rassistische Ideologien gehen von der menschenfeindlichen Idee aus je nach Ethnie gäbe es unterschiedliche Intelligenz-Voraussetzungen und haben Ihren Ursprung insbesondere im Kolonialrassismus.
Anti-Schwarzer Rassismus, also Rassismus gegen Schwarze Menschen wird auch als Kolonialrassismus bezeichnet, weil seine Wurzeln in der Kolonialzeit liegen. Dieser ist eine Erfindung, mit der die koloniale Besetzung des afrikanischen Kontinentes Genozide, die Versklavung, die Vergewaltigung, die Ausbeutung und Unterdrückung der Menschen, die in den kolonisierten Gebieten lebten, gerechtfertigt wurde. Die Geschichte der Gräueltaten und der Sklaverei wird in der Selbstbezeichnung auch häufig unter dem Swahili-Begriff "Maafa" zusammengefasst. Im Glauben an die Existenz biologischer „Menschenrassen“ wurden weiße Menschen als höherwertig und überlegen und Schwarze Menschen als minderwertig und unterlegen kategorisiert. Der afrikanische Kontinent wurde als rückständig und Europa als fortschrittlich und zivilisiert gedacht.
Der deutsche Kolonialismus ist zwar offiziell beendet, aber die rassistischen Selbst- und Fremdbilder, die sich im Zuge der Kolonialvergangenheit herausbildeten, existieren bis heute weiter. Sie tragen zum Fortbestehen des Rassismus in Deutschland bei. Unter anderem in kolonial geprägten Bildern und Sprachhandlungen werden Schwarze Menschen bis heute zu vermeintlich „Anderen“ gemacht. Anhand dieser Fremdzuschreibungen wird gleichzeitig Weiß-Sein als angeblich natürlicher Normalzustand hergestellt und die Verstetigung gesellschaftlicher Ungleichverhältnisse abgesichert und legitimiert.
Dass Rassismus eine Nachwirkung der Kolonialzeit darstellt, ist nur wenigen bewusst. Das gegenwärtige Erbe des Kolonialismus, zu denen neben kolonial geprägten Welt- und Selbstbildern Spuren der Kolonialvergangenheit im Stadtbild, in Museen, in Werbung und in Sprache gehören, ist im öffentlichen Bewusstsein kaum präsent.
Koloniale Vergangenheit und Verantwortung
Auch Deutschland hat eine koloniale Vergangenheit. Während die Aufarbeitung der unvergleichbaren Verbrechen Deutschlands zu Zeiten des Nationalsozialismus ein wichtiger Pfeiler der deutschen Erinnerungskultur geworden ist, erhalten die Verbrechen in den Kolonien des Deutschen Kaiserreichs bis heute unzureichende Aufmerksamkeit. Eines der vielen Beispiele der kolonialen Gewaltherrschaft fand zwischen 1904 und 1908 im heutigen Namibia statt, welches sich zwischen 1884 und 1915 als Deutsch-Südwestafrika im Besitz des deutschen Kaiserreichs befand. Die ethnischen Bevölkerungsgruppen der Herero und Nama, die unter der rassistischen Expansionspolitik litten, reagierten 1904 mit Aufständen, die durch die Reichsregierung gnadenlos niedergeschlagen wurden. Deutsche Truppen verjagten Teile der Bevölkerung in die Omaheke-Wüste, wo sie größtenteils verdursteten und internierten die Überlebenden der Aufstände in Konzentrationslagern, in denen aufgrund von Zwangsarbeit, fehlender Versorgung und Menschenversuchen Tausende starben. Die Niederschlagung der Aufstände durch den Kommandeur Lothar von Trotha gilt als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts und kostete nach Schätzungen 50.000 bis 70.000 Herero und Nama das Leben.
Veränderung bewirken
Der Begriff Postkolonialität betont die wichtige Verbindung der Gegenwart mit der kolonialen Vergangenheit, die so oft ausgeblendet werden. Aus postkolonialer Perspektive stellt Kolonialismus kein abgeschlossenes historisches Ereignis dar, sondern ein Geschehen, das bis heute vielfältige und tiefgreifende Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft, die ehemals kolonisierten Gebiete und globale soziale Verhältnisse hat. Eine postkoloniale Perspektive ermöglicht es, gegenwärtigen Rassismus besser zu begreifen und Rassismus gegen Schwarze Menschen in Deutschland als historisch bedingtes Phänomen zu erkennen. Ein solches Verstehen ist notwendig, um Kolonialrassismus erkennen, seine strukturelle Wirkweise zu erfassen und schließlich Veränderungen bewirken bzw. Rassismus langfristig abbauen zu können.
Dabei ist das Unterlassen von rassistischer Sprache, die Rückforderung von historischen Kunstwerken und die Umbenennung von rassistischen Straßennamen unerlässlich, um erfolgreich gegen Anti-Schwarzen Rassismus vorzugehen.
Rassismus ist eine Ideologie, die Menschen aufgrund ihres Äußeren, ihres Namens, ihrer (vermeintlichen) Kultur, Herkunft oder Religion abwertet.
Der Hass auf Juden und die Ablehnung des Jüdischen drückt sich in Form von Schändungen von jüdischen Friedhöfen, judenfeindlichen Schmierereien, der Leugnung des Holocausts, (Brand-)anschlägen auf Synagogen sowie Beleidigungen und Gewalt gegenüber Jüdinnen:Juden aus.
Rom*nja und Sinti*zze sind die größte und eine der ältesten Minderheiten Europas. Über Jahrhunderte und über Nationalstaaten hinweg, sind sie von Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt betroffen.
Der Islam mit all seinen Facetten wird oftmals vereinfacht und vereinheitlicht, indem “der” Islam als “gefährlich” oder zumindest “fremd” und als Bedrohung dargestellt wird. Für Betroffene bedeutet das neben rassistischer Anfeindung und Angriffen auch Diskriminierung und Ungleichbehandlung.
Wohnungs- und Obdachlose befinden sich häufig in schwierigen Lebenssituationen, aus denen sie nur schwer herausfinden. Umso schlimmer ist, dass sie Anfeindungen, Hass und Gewalt erleben müssen.
Sexismus schreibt Männern und Frauen vor, wie sie leben sollen, was sie können müssen, wie sie fühlen sollen und wen sie lieben dürfen. Frauenhass und sexualisierte Gewalt ist alltäglich und sexistische Klischees grenzen die Entfaltungsmöglichkeiten und Lebensentwürfe von allen ein.
Menschen, die nicht den gesellschaftlichen Erwartungen an ihr zugeschriebenes Geschlecht erfüllen möchten oder können, ihr Geschlecht außerhalb der Norm definieren, oder anders lieben, müssen sich noch immer verstecken, werden angefeindet oder erleben Gewalt.
Menschen, die aufgrund ihrer äußeren Erscheinung nicht ins gesellschaftliche Ideal passen, müssen bereits früh mit Ausgrenzung und Herabwürdigung leben. Wenn die Argumente ausgehen, wird der Körper kommentiert und bewertet. Mit schlimmen Folgen für die Betroffenen.
Menschen mit unterschiedlichen körperlichen oder geistigen Befähigungen werden oft so behandelt, als würde mit ihnen etwas nicht stimmen. Sie werden aufgrund ihrer körperlichen und psychischen Merkmale und Beeinträchtigungen diskriminiert, entmündigt, angefeindet oder angegriffen.
Niemand kann entscheiden, in welches soziale Umfeld er oder sie hineingeboren wird. Dabei bestimmt unser Wohlstand viele der Chancen und Möglichkeiten in der Gesellschaft. Arme Menschen werden stigmatisiert, ausgegrenzt und von gesellschaftlichen Ressourcen ausgeschlossen.
Geflüchtete Menschen sind besonders verwundbar und haben oft traumatisierende Erfahrungen in ihren Herkunftsländern und auf der Flucht gemacht. Umso verheerender ist es, dass ihnen in Deutschland häufig rassistischer Hass und Gewalt entgegenschlägt.
Während der Corona-Pandemie kommt es weltweit zu Beschimpfungen, zu Ausgrenzung und körperlichen Angriffen auf Menschen, die als asiatisch wahrgenommen wurden.
Auch alte und junge Menschen können von Diskriminierung betroffen sein. Auf Basis von diskriminierenden Annahmen über das Alter werden Menschen ausgegrenzt und ihnen wird die Mündigkeit zur Teilhabe an der Gesellschaft abgesprochen.
Es gibt keine wissenschaftliche Begründung für die Einteilung der Menschen in Rassen. Dennoch fußen rechtsextreme und rassistische Weltbilder auf der Vorstellung, die eigene “weiße Rasse“ oder das “weiße Volk” sei anderen überlegen.