Glossar Geschlecht und LSBTIQA+
Begriffserklärungen zu Gender und Lesben, Schwulen sowie trans* Personen
Menschen, die nicht den gesellschaftlichen Erwartungen an ihr zugeschriebenes Geschlecht erfüllen möchten oder können, ihr Geschlecht außerhalb der Norm definieren, oder anders lieben, müssen sich noch immer verstecken, werden angefeindet oder erleben Gewalt.
Wen wir lieben und welchem Geschlecht wir uns zugehörig fühlen, ist unsere persönliche Sache - wird aber trotzdem durch gesellschaftliche Vorstellungen und Regelungen beeinflusst. Die Mehrheit der Menschen geht immer noch davon aus, dass sich Jungen in Mädchen verlieben und umgekehrt und, dass es auch nur diese zwei Geschlechter geben kann (Sexismus). Wer diese Erwartungen nicht erfüllen kann, muss mit Vorurteilen, Ausgrenzung und Anfeindungen rechnen. Bei Diskriminierung gegenüber trans*geschlechtlichen Menschen sprechen wir von Trans*feindlichkeit. Die Abwertung von schwulen, lesbischen und bisexuellen Menschen wird als Homofeindlichkeit bezeichnet.
Begriffserklärungen zu Gender und Lesben, Schwulen sowie trans* Personen
Wie funktioniert Homo- und Trans*feindlichkeit?
Die Geschlechtsidentität einer Person kann sich von dem ihr bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht unterscheiden, ganz unabhängig von der Sexualität. Wenn jemand, der nach der Geburt als Mädchen bezeichnet wurde, sich später als männlich versteht – oder als weder männlich noch weiblich –, sprechen wir davon, dass dieser Mensch trans*geschlechtlich oder non-binary ist. Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nennt man cisgeschlechtlich. Was ist also, wenn sich ein Mädchen in ein anderes Mädchen verliebt? Wenn ein Junge sich die Fingernägel lackiert? Warum ist “schwul” ein nach wie vor gängiges Schimpfwort? Warum weigern sich die Arbeitskolleg:innen von Jana, die früher Jens hieß, sie mit ihrem neuen Vornamen anzusprechen? Wer bestimmte Rollenvorstellungen nicht erfüllt, gleichgeschlechtlich lebt oder sich einem anderen Geschlecht als dem bisherigen zuordnet, wird häufig ausgegrenzt und gemobbt, oder sogar beleidigt und körperlich angegriffen. Homosexualität wird bis heute vielfach als unnatürlich, falsch und eklig dargestellt. Schwule Männer gelten häufig als unmännlich, weich und schwach.
Sexualität und Geschlechtsidentität sind keine Phase
Dies erschwert besonders in männlich dominierten Feldern wie dem Fußball ein Coming Out. Lesbische Frauen erleben oft, dass ihre Sexualität nicht ernst genommen oder als “Phase” abgetan wird und sie von heterosexuellen Männern belästigt werden (Sexismus).
Auch trans*geschlechtliche Personen werden in dem Geschlecht, mit dem sie sich identifizieren, häufig nicht ernst genommen. Trans*geschlechtlichkeit wird noch immer als Krankheit verstanden – dabei ist sie nichts, was sich jemand “aussucht”, sondern in diesem Menschen angelegt, wie bei allen anderen Menschen auch.
Deshalb ist es sehr übergriffig, wenn Mitmenschen sich weigern, dies anzuerkennen, und etwa weiter auf dem “alten” männlichen oder weiblichen Vornamen bestehen. Häufig bleibt es nicht dabei: Homosexuelle und Trans*Personen werden auch täglich lächerlich gemacht und sogar körperlich angegriffen.
Mehrfachdiskriminierung
Sind Personen von Mehrfachdiskriminierung betroffen, also beispielsweise eine Schwarze Trans*person (Rassismus) oder eine lesbische Frau, die sich außerdem weigert, sich gängigen “Schönheits”-Vorgaben zu unterwerfen (Lookismus), erhöht sich das Risiko um ein Vielfaches, in der Häufigkeit und in der Heftigkeit von Angriffen. Doch egal, wie die Diskriminierung aussieht – sie ist immer verletzend.
Staatliche Verfolgung von Trans* und Homosexuellen
Im Nationalsozialismus wurden schwule Männer systematisch verfolgt und in Konzentrationslager eingewiesen. Viele von ihnen starben aufgrund der schlimmen Bedingungen, aber auch durch gezielte Tötungsaktionen. Weniger systematisch, doch genauso brutal wurden lesbische Frauen diskriminiert und verfolgt. Auch nach dem Nationalsozialismus stand Homosexualität in der BRD wie in der DDR weiterhin unter Strafe. Zudem galt sie lange als Krankheit – erst 1990 beschloss die Weltgesundheitsorganisation, Homosexualität aus ihrem Diagnosekatalog zu streichen. Auch Trans*geschlechtlichkeit gilt laut diesem Katalog seit dem 1. Januar 2022 nicht mehr als Geschlechtsidentitätsstörung. Die bisherige Diagnose als psychisch und verhaltensgestört hat zur Stigmatisierung von trans*-Menschen beigetragen. Die neue Einordnung als „Gender incongruence“ ist ein großer Erfolg für die LSBTTIQ-Bewegung.
Wenn Menschen aufgrund eines gemeinsamen Merkmals in Gruppen eingeteilt und diese abgewertet und ausgegrenzt werden, spricht man von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF). Wir erklären, welche Formen es gibt – und welche Folgen GMF für Betroffene hat.
Rassismus ist eine Ideologie, die Menschen aufgrund ihres Äußeren, ihres Namens, ihrer (vermeintlichen) Kultur, Herkunft oder Religion abwertet.
Der Hass auf Juden und die Ablehnung des Jüdischen drückt sich in Form von Schändungen von jüdischen Friedhöfen, judenfeindlichen Schmierereien, der Leugnung des Holocausts, (Brand-)anschlägen auf Synagogen sowie Beleidigungen und Gewalt gegenüber Jüdinnen:Juden aus.
Rom*nja und Sinti*zze sind die größte und eine der ältesten Minderheiten Europas. Über Jahrhunderte und über Nationalstaaten hinweg, sind sie von Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt betroffen.
Der Islam mit all seinen Facetten wird oftmals vereinfacht und vereinheitlicht, indem “der” Islam als “gefährlich” oder zumindest “fremd” und als Bedrohung dargestellt wird. Für Betroffene bedeutet das neben rassistischer Anfeindung und Angriffen auch Diskriminierung und Ungleichbehandlung.
Wohnungs- und Obdachlose befinden sich häufig in schwierigen Lebenssituationen, aus denen sie nur schwer herausfinden. Umso schlimmer ist, dass sie Anfeindungen, Hass und Gewalt erleben müssen.
Sexismus schreibt Männern und Frauen vor, wie sie leben sollen, was sie können müssen, wie sie fühlen sollen und wen sie lieben dürfen. Frauenhass und sexualisierte Gewalt ist alltäglich und sexistische Klischees grenzen die Entfaltungsmöglichkeiten und Lebensentwürfe von allen ein.
Menschen, die nicht den gesellschaftlichen Erwartungen an ihr zugeschriebenes Geschlecht erfüllen möchten oder können, ihr Geschlecht außerhalb der Norm definieren, oder anders lieben, müssen sich noch immer verstecken, werden angefeindet oder erleben Gewalt.
Menschen, die aufgrund ihrer äußeren Erscheinung nicht ins gesellschaftliche Ideal passen, müssen bereits früh mit Ausgrenzung und Herabwürdigung leben. Wenn die Argumente ausgehen, wird der Körper kommentiert und bewertet. Mit schlimmen Folgen für die Betroffenen.
Menschen mit unterschiedlichen körperlichen oder geistigen Befähigungen werden oft so behandelt, als würde mit ihnen etwas nicht stimmen. Sie werden aufgrund ihrer körperlichen und psychischen Merkmale und Beeinträchtigungen diskriminiert, entmündigt, angefeindet oder angegriffen.
Niemand kann entscheiden, in welches soziale Umfeld er oder sie hineingeboren wird. Dabei bestimmt unser Wohlstand viele der Chancen und Möglichkeiten in der Gesellschaft. Arme Menschen werden stigmatisiert, ausgegrenzt und von gesellschaftlichen Ressourcen ausgeschlossen.
Geflüchtete Menschen sind besonders verwundbar und haben oft traumatisierende Erfahrungen in ihren Herkunftsländern und auf der Flucht gemacht. Umso verheerender ist es, dass ihnen in Deutschland häufig rassistischer Hass und Gewalt entgegenschlägt.
Während der Corona-Pandemie kommt es weltweit zu Beschimpfungen, zu Ausgrenzung und körperlichen Angriffen auf Menschen, die als asiatisch wahrgenommen wurden.
Auch alte und junge Menschen können von Diskriminierung betroffen sein. Auf Basis von diskriminierenden Annahmen über das Alter werden Menschen ausgegrenzt und ihnen wird die Mündigkeit zur Teilhabe an der Gesellschaft abgesprochen.
Es gibt keine wissenschaftliche Begründung für die Einteilung der Menschen in Rassen. Dennoch fußen rechtsextreme und rassistische Weltbilder auf der Vorstellung, die eigene “weiße Rasse“ oder das “weiße Volk” sei anderen überlegen.