Feindschaft gegen Geflüchtete – Was ist das?
Feindschaft gegen Geflüchtete - Was ist das?
Geflüchtete Menschen sind besonders verwundbar und haben oft traumatisierende Erfahrungen in ihren Herkunftsländern und auf der Flucht gemacht. Umso verheerender ist es, dass ihnen in Deutschland häufig rassistischer Hass und Gewalt entgegenschlägt.
Die Abwertung von Geflüchteten tritt oft in Verbindung mit Rassismus zum Beispiel gegenüber Muslim:innen auf (antimuslimischer Rassismus). Geflüchtete werden als Feindbilder aufgebaut, herabgewürdigt und angefeindet. Geflüchtete Männer werden häufig als besonders übergriffig dargestellt. Ihnen wird der Zutritt zu Diskotheken, Gaststätten oder Schwimmbädern verboten. Rechtsextreme nutzen Ängste und Vorurteile in der Gesellschaft aus und befeuern diese etwa mit Falschmeldungen. Damit wollen sie ihre rassistische Vorstellung einer homogenen weißen deutschen Gesellschaft durchsetzen.
Wie funktioniert Feindschaft gegenüber Geflüchteten?
Das Recht auf Asyl ist ein zentrales Menschenrecht: Wenn in meiner Heimat mein Leben bedroht wird, weil ich politisch anderer Meinung bin, einer anderen Religion angehöre oder eine andere Sexualität besitze als die Mehrheit, kann ich Schutz im Ausland suchen. Von diesem Grundgedanken bleibt nicht mehr viel übrig, wenn Medien oder Politikerinnen den Schutz von individuellen, bedrohten Menschen als “Flüchtlingswelle” oder “Flut” darstellen. Wird die berechtigte Suche nach Schutz als Naturkatastrophe beschrieben, erscheinen notleidende Menschen als Gefahr, Bedrohung oder Belastung.
Dabei handelt es sich um Flüchtlingsfeindlichkeit. Das Schlagwort “Flüchtlingskrise” weist den geflohenen Menschen die Verantwortung für Probleme zu. Nach deren Ursachen – Krieg, Verfolgung und Armut in den Herkunftsländern oder soziale Probleme und Rassismus hier in Deutschland – wird dann nicht mehr gefragt. Häufig ist dies mit Aussagen verbunden, die den Menschen ihre Fluchtgründe absprechen: “Die fliehen gar nicht vor Krieg” oder “sie kommen nur aus wirtschaftlichen Gründen”. Anderen Menschen ist die Lage der Geflüchteten egal. Sie wollen, dass es gar keine Zuwanderung gibt oder nur von Menschen, die “uns” etwas nützen. Abwertende Meinungen über Geflüchtete vertreten auch Menschen mit eigener Fluchterfahrung. Sie sagen zum Beispiel: “Wir hatten es damals schwer, aber jetzt wird denen alles geschenkt.”
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Wenn Menschen aufgrund eines gemeinsamen Merkmals in Gruppen eingeteilt und diese abgewertet und ausgegrenzt werden, spricht man von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF). Wir erklären, welche Formen es gibt – und welche Folgen GMF für Betroffene hat.
Unmenschliches Asylsystem und struktureller Rassismus
Weltweit sind heute rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Nur ein sehr geringer Teil von ihnen macht sich auf die lebensgefährliche Flucht nach Europa und erreicht Deutschland. Geflüchtete Menschen sind in einer Ausnahmesituation. Sie haben Freund:innen und Angehörige zurücklassen müssen. Sie haben eine lange, häufig gefährliche Reise hinter sich. Jährlich ertrinken im Mittelmeer mehrere tausend Menschen, weil europäische Länder ihnen keine rechtlichen Möglichkeiten geben, legal hier Schutz zu suchen. Menschen auf der Flucht verbringen eine ungewisse Zeit in Gemeinschaftsunterkünften und warten auf Entscheidungen, ob und wie sie in Deutschland bleiben können. Sie sind rechtlich schlechter gestellt, erhalten eine geringere soziale Unterstützung und werden bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz benachteiligt. Ihnen werden Leistungen verwehrt oder Verträge verweigert. Vor allem aber werden sie im Alltag beleidigt und körperlich angegriffen (Rassismus).
Gewalt gegen Geflüchtete
Die Situation in den Heimen ist nicht angenehm. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Protesten und sogar Brandanschlägen. Dabei haben sie eigentlich ganz andere Sorgen: Wie geht es der zurückgelassenen Familie? Kann ich sie mit dem Telefon erreichen? Wie funktioniert die medizinische Versorgung? Wann finde ich endlich Ruhe nach traumatischen Erlebnissen und in der Angst vor Abschiebung? Und wo bekomme ich die Dinge, die mir schmecken? Vorurteile gegenüber Geflüchteten betreffen grundverschiedene Menschen. Es gibt nicht “die Geflüchteten”, doch die Ablehnung wird verallgemeinert. Das kann daran liegen, dass viele Menschen gar keine Kontakte und Erfahrungen mit Geflüchteten haben, aber Falschmeldungen über sie in Sozialen Netzwerken lesen. Dazu trägt auch bei, dass Geflüchtete in Lagern und Heimen, teils umgeben von Stacheldraht und meist am Stadtrand, untergebracht sind. Das erzeugt Bilder, die sie bereits als ausgegrenzt oder sogar gefährlich zeigen. Für Geflüchtete spielt der Aufenthaltsstatus eine wichtige Rolle. Er regelt, ob und wie lange sie in Deutschland bleiben dürfen oder ob sie jeden Moment die Abschiebung fürchten müssen.
Chronik flüchtlingsfeindlicher Vorfälle
In einer fortlaufenden Chronik dokumentiert das Projekt Aktion Schutzschild Angriffe auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte.
Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit
Rassismus – Was ist das?
Rassismus ist eine Ideologie, die Menschen aufgrund ihres Äußeren, ihres Namens, ihrer (vermeintlichen) Kultur, Herkunft oder Religion abwertet.
Antisemitismus – Was ist das?
Der Hass auf Juden und die Ablehnung des Jüdischen drückt sich in Form von Schändungen von jüdischen Friedhöfen, judenfeindlichen Schmierereien, der Leugnung des Holocausts, (Brand-)anschlägen auf Synagogen sowie Beleidigungen und Gewalt gegenüber Jüdinnen:Juden aus.
Antiziganismus: Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja – Was ist das?
Rom*nja und Sinti*zze sind die größte und eine der ältesten Minderheiten Europas. Über Jahrhunderte und über Nationalstaaten hinweg, sind sie von Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt betroffen.
Antimuslimischer Rassismus – Was ist das?
Der Islam mit all seinen Facetten wird oftmals vereinfacht und vereinheitlicht, indem “der” Islam als “gefährlich” oder zumindest “fremd” und als Bedrohung dargestellt wird. Für Betroffene bedeutet das neben rassistischer Anfeindung und Angriffen auch Diskriminierung und Ungleichbehandlung.
Feindschaft gegen Obdachlose – Was ist das?
Wohnungs- und Obdachlose befinden sich häufig in schwierigen Lebenssituationen, aus denen sie nur schwer herausfinden. Umso schlimmer ist, dass sie Anfeindungen, Hass und Gewalt erleben müssen.
Sexismus: Abwertung aufgrund von Geschlecht – Was ist das?
Sexismus schreibt Männern und Frauen vor, wie sie leben sollen, was sie können müssen, wie sie fühlen sollen und wen sie lieben dürfen. Frauenhass und sexualisierte Gewalt ist alltäglich und sexistische Klischees grenzen die Entfaltungsmöglichkeiten und Lebensentwürfe von allen ein.
Homo- und Trans*feindlichkeit – Was ist das?
Menschen, die nicht den gesellschaftlichen Erwartungen an ihr zugeschriebenes Geschlecht erfüllen möchten oder können, ihr Geschlecht außerhalb der Norm definieren, oder anders lieben, müssen sich noch immer verstecken, werden angefeindet oder erleben Gewalt.
Lookismus: Diskriminierung aufgrund von Aussehen – Was ist das?
Menschen, die aufgrund ihrer äußeren Erscheinung nicht ins gesellschaftliche Ideal passen, müssen bereits früh mit Ausgrenzung und Herabwürdigung leben. Wenn die Argumente ausgehen, wird der Körper kommentiert und bewertet. Mit schlimmen Folgen für die Betroffenen.
Ableismus: Abwertung von Menschen mit Behinderung – Was ist das?
Menschen mit unterschiedlichen körperlichen oder geistigen Befähigungen werden oft so behandelt, als würde mit ihnen etwas nicht stimmen. Sie werden aufgrund ihrer körperlichen und psychischen Merkmale und Beeinträchtigungen diskriminiert, entmündigt, angefeindet oder angegriffen.
Klassismus: Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft – Was ist das?
Niemand kann entscheiden, in welches soziale Umfeld er oder sie hineingeboren wird. Dabei bestimmt unser Wohlstand viele der Chancen und Möglichkeiten in der Gesellschaft. Arme Menschen werden stigmatisiert, ausgegrenzt und von gesellschaftlichen Ressourcen ausgeschlossen.
Feindschaft gegen Geflüchtete – Was ist das?
Geflüchtete Menschen sind besonders verwundbar und haben oft traumatisierende Erfahrungen in ihren Herkunftsländern und auf der Flucht gemacht. Umso verheerender ist es, dass ihnen in Deutschland häufig rassistischer Hass und Gewalt entgegenschlägt.
Anti-Asiatischer Rassismus – Was ist das?
Während der Corona-Pandemie kommt es weltweit zu Beschimpfungen, zu Ausgrenzung und körperlichen Angriffen auf Menschen, die als asiatisch wahrgenommen wurden.
Altersdiskriminierung – Was ist das?
Auch alte und junge Menschen können von Diskriminierung betroffen sein. Auf Basis von diskriminierenden Annahmen über das Alter werden Menschen ausgegrenzt und ihnen wird die Mündigkeit zur Teilhabe an der Gesellschaft abgesprochen.
Anti-Schwarzer Rassismus – Was ist das?
Es gibt keine wissenschaftliche Begründung für die Einteilung der Menschen in Rassen. Dennoch fußen rechtsextreme und rassistische Weltbilder auf der Vorstellung, die eigene “weiße Rasse“ oder das “weiße Volk” sei anderen überlegen.