Hohe Verbreitung antisemitischer Einstellungen
Der offene Antisemitismus von Rechtsextremen und derjenige aus überwiegend muslimisch-sozialisierten Milieus sind in der öffentlichen Wahrnehmung am stärksten präsent. Dies hat auch damit zu tun, dass diese Gruppen ihren Antisemitismus seltener hinter einer Umwegkommunikation ‘verstecken’ und ihn ganz offen äußern.
Doch der Antisemitismus findet sich heute in allen Gesellschaftsschichten, allen Bildungsgruppen, allen politischen Richtungen. Er bietet Projektionsflächen für alle.
Ob religiös motiviert, rechts oder links, in der Mitte der Gesellschaft, ob mit oder ohne Einwanderungsgeschichte: Jeder kann sich aus dem reichen Arsenal antisemitischer Klischees bedienen. Zuweisungen auf bestimmte Gruppen - z.B. auf den Rechtsextremismus, den Islamismus oder die Flüchtlinge, dienen oft dazu, die eigene Gruppe selbst davon zu entlasten. In der deutschen Gesellschaft kann keine Gruppe behaupten, sie wäre gänzlich frei von Antisemitismus.
Jenseits punktueller Aufmerksamkeit nach überregional bekannt gewordenen antisemitischen Übergriffen wird Antisemitismus in Deutschland kaum noch als Problem wahrgenommen. Grund ist die weit verbreitete Annahme, Deutschland habe seine Vergangenheit in diesem Bereich vorbildlich aufgearbeitet. Demnach seien es nur noch paar „ewig Gestrige“, die ihren Judenhass verbreiten.